Karies

Die meisten Bewohner von Urwäldern und der Arktis kennen keine Karies. Der Rest der Menschheit leidet mehr oder weniger stark an dieser auch als Zahnfäule bezeichneten Erkrankung. Das ist kein unabänderliches Schicksal. Mit der richtigen Vorsorge ist ein kariesfreies Gebiss keine Utopie.

Die Mundhöhle ist von unzähligen Bakterien bevölkert, die durchaus nützlich sind. Doch fast immer sind sogenannte Streptokokken und Laktobazillen darunter, die Zucker in schädliche Säuren verwandeln. Eine besonders starke Säureproduktion findet in den fest haftenden Zahnbelägen statt, in denen sich Millionen von Bakterien aufhalten.

Der Zahnschmelz wiederum ist säureempfindlich, denn er enthält Mineralkristalle, die durch Säuren herausgelöst werden können.

Erste Anzeichen

Die Folge eines solchen Säureangriffs sind zunächst kalkig-weiße Flecken auf dem Zahnschmelz. Wer einen solchen weißen Entkalkungsfleck, der paradoxerweise wie eine Verkalkung aussieht, entdeckt und sich umgehend zahnärztlich behandeln lässt, hat die Karies bald überwunden. Im Anfangsstadium dieser Erkrankung besteht die Behandlung darin, dem Zahnschmelz die herausgelösten Mineralien wiederzugeben. Und das geschieht durch eine fluoridhaltige Zubereitung, die auf den Zahn aufgetragen wird. Fluoride fördern die Reparatur der kleinen Defekte und härten den Zahnschmelz. Gebohrt werden muss in diesem Stadium also nicht.

Karies liebt Verstecke

Alles wäre sehr einfach, wenn diese Entkalkungsflecken immer gut sichtbar wären. Zahnbeläge und die darin lebenden säurebildenden Bakterien finden sich aber besonders in Nischen und Zahnzwischenräumen, wo die üblichen Mundhygienemaßnahmen meist nichts oder nur wenig bewirken.

Da Karies frühestens dann Schmerzen verursacht, wenn das Zahnbein (Dentin) bereits angegriffen ist, werden Entkalkungsflecken meistens nur durch zahnärztliche Untersuchungsinstrumente wie Sonde und Spiegel entdeckt. Nicht zuletzt deshalb ist der halbjährliche Kontrollbesuch beim Zahnarzt so wichtig.

Bei Schmerzen zum Zahnarzt

Karies kann sich bis in tiefere Zahnbeinschichten oder gar zu den Zahnnerven vorarbeiten, ohne dass der Betreffende von den unheilvollen Vorgängen in seinem Mund etwas bemerkt. Deshalb sind ziehende Schmerzen nicht nur eine einfache Warnung – die Karies ist schon in bedrohlichem Maß vorangeschritten.

Der Zahnarzt schabt die kariöse Stelle, an der die ehemals harte Schicht aufgeweicht ist, aus. Anschließend wird weiteres angegriffenes Gewebe herausgebohrt und das entstandene Loch mit einem geeigneten Material gefüllt.

Bohren – kein Grund zum Fürchten!

Früher konnte man durchaus eine Gänsehaut bekommen, wenn der Zahnarzt zum Bohrer griff. Aus Angst vor den Schmerzen bei dieser Prozedur haben viele Menschen ihre Zahnschmerzen lieber Tage und Wochen mit Tabletten und manchmal sogar mit Alkohol betäubt, statt zum Zahnarzt zu gehen. Dank der verfeinerten Technik und schonender Betäubungsspritzen hat das Bohren seinen Schrecken verloren.

Unbehandelt lassen zwar auch die schlimmsten Zahnschmerzen irgendwann wieder nach, doch dies bedeutet nichts Gutes. Der Fäulnisprozess hat die schmerzleitenden Nerven im Zahninneren (Zahnmark) erreicht und zerstört. Jetzt kann nur noch eine Wurzelbehandlung den Zahn erhalten. Dabei werden die Reste des zerstörten Markgewebes aus dem Wurzelkanal entfernt und dieser mit einer Füllung versehen. Mehrere Zahnarzttermine sind notwendig.

Ist Karies ansteckend?

Karies ist eine Infektionskrankheit und deshalb ansteckend. Kinder holen sich die Erreger oft von den Eltern, z.B., weil diese den Brei mit dem Babylöffel vorkosten oder den heruntergefallenen Schnuller ablecken. Nicht jeder Mensch ist gleichermaßen gefährdet, Karies zu bekommen. Zur Abschätzung des persönlichen Kariesrisikos gibt es Speicheltests, die der Zahnarzt durchführt. Ein niedriges Risiko bedeutet jedoch nicht, dass man von nun an auf alle gründlichen Pflegemaßnahmen verzichten kann.